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Die Glücksforschung:
Drei Gruppen von Glücksverständnis
Man kann sich dem Phänomen gestellt werden. Hier gibt es ganz Doch Glückspillen, meistens An-
Glück intuitiv annähern oder verschiedene Ratschläge mit unter- tidepressiva, oder z.B. Serotonin
empirisch. schiedlichen Komplexitätsgraden, produzierende Tätigkeiten bereiten
z.B. „Genieße stets den Augen- jedoch nur solange Glücksgefühle,
• Intuitiv werden Glücksmodelle blick“ oder das berühmte Flow. wie man sie einnimmt, bzw. aus-
entwickelt, wenn einzelne mehr übt (und können zusätzlich negati-
aus ihrer Lebenserfahrung, aus der Die dritte Gruppe versteht das ve Nebenwirkungen haben).
Analyse von Erlebnissen oder abge- Glück körperzentriert, sucht es
leitet aus ihren Denksystemen ihre über Sex, Alkohol, Drogen, Ge- Dennoch: Aus biblischer Sicht
Schlüsse ziehen, so z.B. in der Phi- nuss, Sport, Entspannung jeglicher gehört der körperliche Aspekt we-
losophie oder Literatur. Art. sentlich zum Menschen (ich bin
mein Leib, nicht nur ich wohne
• Empirisch entstehen Glücksmo- Sie kann dafür inzwischen neuro- in einem Leib!). Das müssen wir
delle, wenn Wissenschaftler sich biologische Argumente anführen, nicht abstreiten, aber wir dürfen
sozialwissenschaftlicher Metho- denn das körperliche Glückserle- uns auch nicht darauf reduzieren
den wie Interview und Befragung ben basiert auf der Wirkung der lassen (ich bin mehr als Leib!). Alle
bedienen, um Daten zu sammeln Botenstoffe Dopamin (aktivie- Ergebnisse, die behaupten, dass
und Konzepte zu erstellen. rend) und Serotonin (aufhellend) der Mensch sich vollständig durch
und einiger anderer. Dies bereitet körperliche Prozesse oder geneti-
Beide Annäherungen führen zu einerseits der Glückspille den Weg, sche Voraussetzungen beschreiben
Antworten, die man in drei Grup- aber auch Tätigkeiten, die diese lasse, greifen zu kurz.
pen von Glückmodellen einord- Stoffe produzieren, wie Jogging
nen kann. oder Schokolade essen.
Die erste Gruppe versammelt sich
um die Position, dass wir glücklich
werden, wenn wir all das unterlas-
sen, was uns unglücklich macht:
negatives Denken, zu hohe An-
sprüche, zu viel Arbeiten, aber
auch Arbeitslosigkeit, oder ein Per-
sönlichkeitszug der Schadensver-
meidung zum Beispiel.
Die zweite Gruppe geht auf Ver-
treter von „Glücksrezepten“ zu-
rück. Glück nach diesen Modellen
ist nicht alleine die Abwesenheit al-
ler Glückskiller, sondern muss her-
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